Wenn du diesen Artikel gefunden hast, dann wahrscheinlich weil du einen oder mehrere der in der Überschrift genannten Begriffe schon einmal gelesen hast und dich mehr damit auseinandersetzen möchtest.
In dem Fall bist du hier 100 % richtig und ich möchte dir in diesem Artikel eine kleine Einführung in die Welt der Cryptowährungen geben.
Starten wir also mit Bitcoin, der Mutter aller Cryptowährungen
Prolog
Im Jahre 2009, zum Höhepunkt der letzten Finanzkrise, veröffentlichte eine Person oder Gruppe unter dem Pseudonym „Satoshi Nakamoto“ das Bitcoin-Whitepaper sowie die dazugehörige Software. Dieses Dokument beschrieb ein dezentrales p2p Geldsystem, wie es die Welt noch nicht zuvor gesehen hatte.
Zielsetzung
Bitcoin ist ein vollkommen unabhängiges rares Asset das jeder uneingeschränkt verwenden, niemand manipulieren, konfiszieren oder zensieren kann. Die Maximalmenge an jemals zu erzeugenden Bitcoin wird bei 21 Millionen liegen (das ist weniger als es Millionäre auf der Erde gibt). Dies gibt dem Bitcoin einen deflationären Charakter und sichert somit seine Wertaufbewahrungsfunktion. Am einfachsten ist es mit Gold zu vergleichen, jedoch mit einer deutlichen Verbesserung der Transport und Sicherungsfunktionen, sowie der Gewissheit dass es definitiv nie mehr als die angegebenen 21 Millionen geben wird.
Woher kommen die Bitcoin
Zur Sicherung des Netzwerkes steht es jedem Teilnehmer im Bitcoin Netzwerk frei, Rechenleistung aufzubringen um ein schwieriges mathematisches Rätsel zu lösen. Schafft er es diese Lösung vor allen anderen zu finden, so kann er einen neuen „Block“ signieren. Das heißt er nimmt aus den aktuell im Netzwerk befindlichen Transaktionen, so viele Bitcoin-Transaktionen, wie er in einem sog. Block (max. Größe 1 Megabyte) unterbringen kann und darf sich eine zusätzliche Transaktion mit aktuell maximal 6,25 BTC zzgl. der Transaktionsgebühren gutschreiben. Dieses Rätsel wird alle 2016 Blöcke in seiner Schwierigkeit angepasst um die Zeitabstände zwischen den Blöcken möglichst konstant bei 10 Minuten zu halten. Zusätzlich wird alle 210.000 Blöcke der Betrag den sich ein sog. Miner sichern darf halbiert. Dieses Ereignis nennt sich „Halving“ und hat bereits drei Mal stattgefunden. Der einfachste Weg an Bitcoin zu kommen ist jedoch selbstverständlich der Kauf, wofür es heutzutage endlos viele Handelsplätze gibt.
Speicherort
Die Bitcoins liegen stets auf der sog. (Bitcoin-) Blockchain. Wichtig ist es für den Anwender jedoch seine Zugangsdaten, d.h. seine sog. privaten Schlüssel gut zu verwahren. Mit diesen Daten und einer dafür bestimmten Software, auch Wallet genannt, ist es dem Nutzer möglich jene Bitcoin zu bewegen. Das heißt die Bitcoin können nicht verloren gehen, bloß weil man seinen Computer mit Kaffee übergossen hat - sofern man eine Sicherungskopie seiner o.g. privaten Schlüssel besitzt.
Diese Wallets, gibt es mittlerweile für nahezu alle Geräte (Computer, Tablets, Smartphones, …) und sie sind nicht nur in der Bedienung, sondern auch in der Sicherung einfacher geworden. So ist es z.B. nicht mehr nötig eine Datei mit den Zugängen zu sichern, sondern lediglich eine sog. Seedphrase bestehend aus 12 bis 24 englischen Wörtern. Diese repräsentiert anschließend das eigene Backup und sollte enorm sicher verwahrt werden, da jeder im Besitz dieser Seedphrase in der Lage ist die Bitcoins zu versenden. Keine Bank, kein IT-Experte oder Hacker kann helfen, sollte man dieses Backup verlieren. Es ist quasi als ob man eine Kopie eines Goldbarren anlegen könnte, jedoch sobald einer, Kopie oder Original entwendet oder beide verloren gehen würde, der andere ebenfalls verloren wäre. Daher empfiehlt es sich stets mindestens zwei Wallets zu verwenden, z.B. eine für den täglichen Bedarf (Ausgaben und Trading) z.B. auf dem Smartphone und eine weitere für Langzeit-Investments z.B. auf einem separaten Hardware-Gerät wie z.B. einem speziell dafür entwickelten Hardware-Wallet und/oder einem nur dafür vorhergesehenen Rechner.
Anfängliche Schwierigkeiten
Mittlerweile sind 11 Jahre vergangen, der Bitcoin hat drei „Werte-Blasen“ und den nachfolgenden „Bärenmarkt“ überlebt. Der Bitcoin wurde etliche Male „für tot erklärt“, häufig als Mittel für kriminelle Zwecke und/oder als nicht skalierungsfähig bezeichnet.
Tatsächlich werden Bitcoin Transaktionen auch heute noch zu einem kleinen Prozentsatz (weit unter 2 %) mit illegalen Tätigkeiten in Verbindung gebracht, wobei dies natürlich auch (mit sogar größeren Anteilen) für Bargeld oder Buchgeld gilt.
Auch die Skalierungsfähigkeit stößt ab ca. 7 Transaktionen pro Sekunde an ihre Grenze, was jedoch nur den sog. Base-Layer, also das Settlement betrifft. Dank neuer Technologien wie bspw. Lightning sind mittlerweile Transaktionsvolumen möglich, welche etablierten Unternehmen wie VISA um Größenordnungen überlegen sind.
Standpunkt Heute
Der Bitcoin ist mittlerweile in vielen Kreisen angekommen. Die globale Finanzelite beäugt ihn verständlicherweise recht kritisch, da er natürlich viele ihrer Geschäftsfelder und Möglichkeiten zur Einflussnahme einschränkt. Dies spiegelt sich dementsprechend natürlich auch in der Berichterstattung wieder. Trotzdem ist es interessant, welches Klientel sich auf Konferenzen wie bspw. der „Value of Bitcoin“ (in München) findet. Ausgerichtet von der bayrischen Landesbank, findet man hier ein buntes Potpourri aus Zentral- und Bundesbänkern, erfolgreichen Unternehmern und eingefleischten Bitcoinern.
Auch wagen zurzeit mehr und mehr größere Unternehmen den Schritt einen (groß-)Teil ihrer Cash-Balance.in Bitcoin zu halten, wie auf https://bitcointreasuries.org nachzulesen.
Das „Lightning Netzwerk“
Das sog. Lighting-Network ist die größte Skalierungslösung von Bitcoin. Ohne sich nun in technische Details zu verstricken, sei jedoch angemerkt dass das Lightning Netzwerk die gleichen Eigenschaften wie Bitcoin hinsichtlich der Zensurresistenz und der Kontrolle über die eigenen Coins aufweist. Zudem werden hierbei, nahezu in Echtzeit, echte Bitcoin übertragen. Hauptsächlich für kleinere Transaktionen, wie bspw. den alltäglichen Einkauf geschaffen, wäre dies die ideale Möglichkeit den Bitcoin für sog. „Microtransactions“ wirklich alltagstauglich zu machen.
Die Grafik anbei soll das enorme pro-Sekunde mögliche Transaktionspotential veranschaulichen.
CHANCEN
Wertentwicklung
KEINE FINANZBERATUNG - NO FINANCIAL ADVICE - DIESER TEIL STELLT LEDIGLICH EINIGE ANSICHTEN DAR
Es gibt zahlreiche Modelle von noch mehr unterschiedlichen Ökonomen und Tradern, allerdings ist das Modell der Stock-to-Flow-Ratio das derzeit beliebteste Modell zur Vorhersage zukünftiger Kurse. Natürlich kann niemand sagen oder gar garantieren, dass sich der Wert des Bitcoins daran halten wird. Ein Sturz auf Null ist jedoch, wie bei allen anderen Werten auch, auf einem freien Markt nahezu unmöglich da es im Normalfall immer eine Schmerzgrenze gibt, bei der jemand anderes eine Investitionsgelegenheit sieht und wahrnimmt.
Die Grafik anbei stammt von dem Pseudonym "Plan B" (Twitter @100trillionUSD) und zeigt den Preis Verlauf entlang des Stock/Flow Modells bis zu Sylvester 2020. Natürlich sind Kursgewinne in der Vergangenheit keine Garantie für künftige, jedoch ist die Präzision der die Vergangenheit nicht zu leugnen.
Teilhabe am Netzwerk durch Mining
Selbstverständlich ist es auch möglich selbst Bitcoin durch das sog. Mining zu generieren. Hierbei ist zu beachten, dass der Gewinn neben den Anschaffungs- und Nebenkosten, maßgeblich von den Stromkosten abhängt. Daher ist die Wahl des Standortes von entscheidender Bedeutung. Bei einer entsprechend großen Mining-Operation sind auch die Kosten für Wartung und Fehlerbehebung an den Geräten nicht zu vernachlässigen.
Investment in alternative Cryptowährungen
Im Laufe der Jahre hat sich ein ganzes Ökosystem an alternativen Cryptowährungen aufgebaut. Anfänglich war es der „Litecoin“, welcher sich, abgesehen von einer anderen Mining-Technik, von Bitcoin lediglich durch eine kürzere Blockzeit und eine höhere Gesamtmenge unterscheidet.
Jede dieser sog. Altcoins erfüllt meist einen anderen Usecase oder steht in Konkurrenz zu anderen Altcoins und/oder Bitcoin.
Ein weiteres bekanntes Beispiel für eine alternative Cryptowährung wäre Ethereum. Hierbei handelt es sich um ein Protokoll, das sog. Smart-Contracts ermöglicht. Damit ist es Entwicklern möglich unterschiedlichste Anwendungen zu entwickeln, welche keiner zentralen Instanz bedürfen und trotzdem sicher genutzt werden können. Der aktuelle Trend bei diesen SmartContract-Anwendungen ist beispielsweise DeFi (Decentralised Finance - Dezentralisierte Finanzdienstleistungen, die ohne einen Mittelsmann funktionieren). Hierbei wird, z.B. bei dem Projekt MakerDAO, über diverse Marktmechanismen ein Dollar-Gebundener-Token ausgegeben, welchen man gegen Zinsen gewinnbringend anlegen kann oder bei dem man Ethereum für einen sogenannten Collateralized-Loan - sprich einen gedeckten Kredit hinterlegen kann. Auch gibt es dezentrale Cryptobörsen, auf denen jeder Token frei von allen Beschränkungen gehandelt werden kann. Gleichzeitig gibt es auch Token die einem beispielsweise einen Anteil an den Gewinnen solcher SmartContracts in Ether, der nativen Cryptowährung auf Ethereum, oder auch in Form der entsprechenden Token, versprechen.
Die Preisbildung bei Altcoins erfolgt genauso wie bei Bitcoin via Angebot und Nachfrage.
Mehr dazu im Absatz „Fazit/Ausblick“
RISIKEN
Hacker
Wenn man beginnt sich tiefer in die Materie einzuarbeiten, wird man sehr schnell von vielen Hacks lesen und davon, dass viele Menschen sehr viele Bitcoin/Geld durch eben solche verloren haben. Allerdings sollte man hierbei beachten, dass es sich in etwa 99 % aller Fälle hierbei um Crypto/Bitcoin-Börsen handelte. Einige dieser „Hacks“ verdienen nicht einmal diesen Namen, da es lediglich ein „Insider-Job“ war und sich einfach ein Mitarbeiter mit größeren Befugnissen unrechtmäßig bereichert hat. Bei anderen wurden Sicherheitslücken in der Software der jeweiligen Börse ausgenutzt um an die auf der Börse befindlichen Cryptowährungen zu kommen. Hält man seine Bitcoins jedoch auf einer eigenen Wallet, so ist das Risiko diese durch einen Hack zu verlieren, mit ein paar Sicherheitsvorkehrungen nahezu zu eliminieren. Ein kleines Restrisiko insbesondere durch eigene Versehen verbleibt selbstverständlich.
Verlust der Seedphrase
Wie bereits Eingangs genannt, gibt es zur Sicherung der Wallet (welche die privaten Schlüssel zum Bewegen der Bitcoin/oder anderen Cryptowährung verwahrt), die sog. Seedphrase. Sollte diese aus 12 bis 24 Wörtern bestehende Seedphrase in die falschen Hände geraten, kann diese Person sich aller Coins bemächtigen. Sollte man aber selber alle Backups der Seedphrase verlieren, so verliert man auch jeglichen Zugriff auf seine Coins und es gibt keine Möglichkeit diese jemals wieder zu bewegen.
Die Coins sind dann zwar noch da, aber de facto wertlos, da nie jemand in der Lage sein wird, deren Besitz nachzuweisen oder diese zu irgendeiner Zahlung zu verwenden.
Schlechtes Invest/Hereinfallen auf einen Scam (Betrug)
Wie zuvor genannt, gibt es unzählige Crypto-Projekte und Altcoins. Daher liegt es nahe das dieses Feld auch häufiger von Betrügern angezogen wird. Aber auch von Unternehmern, die sich schlichtweg verkalkuliert haben, Insolvenz anmelden und in dessen Folge natürlich auch deren elektronischen Unternehmensanteile (Token) wertlos werden. Zum Feld der klassischen „Scams“ zählen z.B. auch dubiose Angebote wie „Coin-Doubler-Giveaways“, bei denen dem Kunden versprochen wird er bekäme die doppelte Menge an Bitcoin zurück, die er einzahlt. (Traurig aber wahr: Es fallen immer wieder Leute auf so etwas herein.)
Gerade auch in neuen Bereichen wie beispielsweise Ethereum basierten Diensten wie DeFi (Decentralised Finance) kann es auch vorkommen dass ein Entwickler böse Absichten hatte oder versehentlich einen Fehler im Code eingebaut hat, der zu einem Verlust von Token/Coins führen kann. Generell sollte man verständlicherweise nie mit mehr Geld handeln als man im schlimmsten Fall zu verlieren bereit wäre.
FAZIT/AUSBLICK
Wird Bitcoin nun von Ethereum und den DeFi-Apps abgelöst?
Abgesehen davon, das ich Bitcoin auch als DeFi (Decentralised Finance - Dezentrale Finanzdienste) bezeichnen würde, wird Bitcoin meiner Meinung nach definitiv nicht von Ethereum und DeFi abgelöst. Bitcoin erfüllt zwar „nur“ den Zweck eines „Store-of-Value“ (Wertspeichers), jedoch so nahezu uneinholbar gut, das Bitcoin definitiv das Potential zu einer Weltreservewährung hat, so wie es Gold einst war. Jedoch gibt es neben einem Store-of-Value auch noch viele andere Aspekte des Finanzsystems, die von anderen Marktteilnehmern wie bspw. Ethereum übernommen werden.
Warum dieser Fokus auf Bitcoin und Ethereum?
Diese Beiden Netzwerke sind meines Erachtens, definitiv die derzeit wertvollsten am Markt. Nicht (nur) auf den Preis respektive die Marktkapitalisierung bezogen, sondern auch aus der (vice-versa) daraus resultierenden Nutzung. Sicherlich kann es sein das ein heute noch gar nicht auf dem Markt befindlicher Wettbewerber auftaucht, der einem der beiden Platzhirsche den Kampf ansagen möchte, jedoch ist dies aus meiner Sicht definitiv zu vernachlässigen. Eher wird jedes neue ernsthafte Projekt oder Unternehmen, versuchen Interoperabilität mit wenigstens einem der Beiden Systeme herzustellen, da hier bereits das meiste Kapital und Wissen gebündelt wurde.
DeFi und Ethereum
Ethereum, das der (Crypto-)Welt zunächst 2016/2017 die „ICO-Bubble“ (Initial-Coin-Offering-Bubble) gebracht hatte, wurde häufig nur als „Shitcoin-Presse“ verschrien, da man es auf den ERC-20 Standard reduzierte und das native Asset „ETH“ vollständig als reines Medium-of-Exchange für die entsprechenden ICOs ansah.
Jedoch waren selbst einige ICOs aus 2016/2017 Wegbereiter für heutzutage noch existente und mittlerweile große Projekte (wie beispielsweise Ethlend - heute besser bekannt als Aave). Diese und auch neuere Projekte aus 2019/2020, bilden das DeFi-Ökosystem, welches wir heute haben.
Heutzutage ist es möglich, einzige Voraussetzung eine Web3-Wallet (z.B. MetaMask) und einen Browser zu besitzen, sowie ein paar ETH und schon kann man bspw.:
Token Traden (Altcoin-Trading 1:1)
Leverage Trading
Einen gesicherten Kredit aufnehmen
nahezu jedes beliebige Token verleihen und dafür Zinsen erhalten
...und das alles ohne jemals eine Registrierung durchzuführen oder gar persönliche Daten abzugeben, sowie anderen seine wertvollsten Crypto-Werte . Dennoch ist das ganze trustless (ohne das Vertrauen notwendig wäre), da alles ohne Mittelsmann digital abgesichert wurde (selbstverständlich, gilt auch hier: Not your Keys - not your coins: Verlierst du deine SeedPhrase (Wallet Zugangsdaten), kann dir keiner helfen).
Warum macht es Sinn das traditionelle Finanzsystem abzulösen?
Das ist ein vollkommen eigenes Thema und würde diesen ohnehin schon recht langen Artikel zu einem Buch werden lassen, gerne nehme ich euch jedoch in unserem Blog mit auf diese Reise in den Crypto-Kaninchenbau.
Bild-Quellen:
"next generation scaling": Twitter @Excellion CORE-Entwickler @Blockstream
"BTC S2F Cross Asset Modell (S2FX)": Twitter @100trillionUSD "Plan B"
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Disclamer:
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